Wie sich die Inhalte kesser Erziehung im Familienalltag umsetzen lassen, zeigte ein kostenfreier Workshop in Berlin - und bewies zugleich, dass kulturelle, ethnische und religiöse Grenzen dabei keine Rolle spielen.
Die Berliner KITA Sonnenschein war im Dezember 2013 und Januar 2014 Gastgeber für eine Workshop-Reihe der Kess-Referentin Christina Lingnau. In den insgesamt sechs Kurseinheiten stellte sie das Kess-Konzept vor, arbeitete es methodisch aus und gab konkrete Handlungsvorschläge. Die offene Atmosphäre des Workshops erlaubte den Teilnehmenden, sehr persönliche Erfahrungen offenzulegen und die jeweilige Familiensituation zu veranschaulichen.
Kurzweilige Rollenspiele wechselten sich mit Gesprächen und Inputs ab. Im Blickpunkt standen dabei zunächst die Grundbedürfnisse der Kinder. So weist unerwünschtes Verhalten ganz unmissverständlich darauf hin, dass eines dieser Bedürfnisse nicht erfüllt ist. Im darauf aufbauenden Kursteil erfuhren die Eltern, wie sie angemessen darauf reagieren und Machtspiele vermeiden können: Das gelingt am besten, indem die Kinder dazu ermutigt werden, ihre positiven Eigenschaften anzuerkennen und sich Konflikten zu stellen. So lernen sie, die altersentsprechende Verantwortung für die Folgen des eigenen Handelns zu übernehmen.
Konflikte zwischen Eltern und Kindern können dabei auf vielfältige Weise ausgeräumt werden. Mit einem kurzzeitigen Rückzug beispielsweise können Eltern der Verärgerung über das Verhalten des Kindes Ausdruck verleihen.
Im Kern aber vermitteln die Kess-Workshops die erzieherische Fähigkeit, Konflikte so zu lösen, dass keiner von beiden - weder Eltern noch Kinder - den Eindruck haben, sie seien Sieger oder Verlierer einer Auseinandersetzung. Niemand soll beschämt werden, aber Regeln sind wichtig, um den familiären Alltag zu strukturieren. Ein mögliches Instrument dafür ist der Familienrat: Er wird in regelmäßigen Abständen einberufen. Mit ihm erfahren Kinder schon frühzeitig Zusammenhalt und erlernen das gemeinsame Treffen von Entscheidungen.
Der starke Alltagsbezug wurde dabei immer wieder in den Gesprächen der Teilnehmenden deutlich. Die Einblicke in das Familienleben schafften Impulse und Anregungen zur Umsetzung der Inhalte. Nicht zu übersehen war dabei vor allem eines: Die Prinzipien kesser Erziehung funktionieren auch über kulturelle, ethnische und religiöse Grenzen hinweg.
Die Workshopreihe wurde gefördert durch das Bezirksamt Mitte von Berlin und der Erziehungs- und Familienberatung der CARITAS. Herzlichen Dank!